Zwischen 1933 und 1945 gehen circa 1.250.000 europäische Juden auf die Flucht: 450.000 aus Deutschland und Österreich (neben circa 100.000 Künstler, Wissenschaftler und andere Gegner der Nazis), 300.000 aus Polen und 500.000 aus anderen Ländern.
1 Million Juden entkommen den Nazis tatsächlich. Sie finden Zufluchtsorte auf der ganzen Welt, vor allem in Ostrussland, den Vereinigten Staaten, Lateinamerika, Palästina, Großbritannien und in europäischen Ländern, die neutral bleiben im Krieg.
Eine Viertel Million der jüdischen Flüchtlinge (davon 100.000 aus Deutschland und Österreich) entkommt dem Zugriff der Nazis nicht. Viele erfahren, dass die meisten Länder eine alles andere als großherzige Flüchtlingspolitik haben. Großbritannien, die Vereinigten Staaten und lateinamerikanische Länder lehnen hunderttausende Visumanträge ab. Manch eine(r) wird von mehreren Ländern abschlägig beschieden. Oft verlangen sie, dass die Immigranten selber ihren Lebensunterhalt bestreiten können (während die Nazis so vielen Juden ihren Besitz geraubt haben), oder dass die jüdische Gemeinde dafür aufkommt.
Viele Flüchtlinge kommen nicht weiter als Länder, die anschließend von den Nazis überrannt werden. Auch dort wurden sie meistens keineswegs gastfreundlich empfangen. Viele Länder versuchen, vor allem für jüdische Flüchtlinge ihre Grenzen geschlossen zu halten, aus Angst ‘überschwemmt’ und in hohe Kosten gestürzt zu werden. Auch wollen sie dem Handel mit Deutschland nicht schaden. Als die deutsche Kriegsaggression zunimmt, kommt noch ein Problem hinzu: sind unter diesen deutschen Flüchtlingen keine Spione und Saboteure?
Die jüdischen Flüchtlinge in den besetzten Ländern trifft das gleiche Schicksal, wie die Juden dort: im Schnitt werden 60% ermordet. Von der in Deutschland und Österreich zurück gebliebenen Gruppe Juden, etwa eine Viertel Million Menschen, werden ungefähr 215.000 ermordet (rund 85 Prozent).
Ansichtskarte, verschickt vom Schiff die St. Louis, abgestempelt am 6. Juni 1934 in Kopervik, Norwegen. Der Stempel erwähnt Norwegen-Fahrt des B.N.S.D.J. (Bund Nationalsozialistischer Deutscher Jugend).
Dieses Schiff verlässt Jahre später, am 13. Mai 1939, den Hafen von Hamburg mit Ziel Kuba. An Bord sind mehr als 900 Juden, die dem Hitler-Regime entfliehen. In Kuba, den Vereinigten Staaten und Kanada werden die Flüchtlinge nicht zugelassen. Das Schiff, das den Beinamen Schiff der Verdammten bekommen sollte, kehrt zurück und setzt die Juden im noch nicht besetzten Antwerpen an Land. 254 der Passagiere wurden in Nazilagern ermordet.