„Warum schreibst Du mir nicht“
Ende November kommt eine besondere deutsch-niederländischsprachige Ausstellung nach Münster. Im Mittelpunkt dieser Wanderausstellung stehen vier Opfer der Nationalsozialisten.
Eines von ihnen ist der Jude Wolfgang Maas aus Gelsenkirchen. Er flieht 1936 aus dem nationalsozialistischen Deutschland und kommt in die Niederlande, wo er sich in die ebenfalls jüdische Thea verliebt. Wolfgangs Eltern und seinem Bruder gelingt es, 1939 nach Brasilien zu entkommen. Es ist sein großer Wunsch, sich ihnen anzuschließen: „Wie toll wäre das, nicht wahr mein Schatz, und dann gehen wir nach Brasilien, Du wirst sehen, wie glücklich wir noch werden, also verliere mal nicht den Mut“, schreibt er Anfang 1942.
Keiner von beiden überlebt den Krieg, aber es sind Briefe und Tagebücher erhalten geblieben, aus denen wir viel über ihre Zeit als Untergetauchte erfahren, über Verrat und über Hilfe von Menschen, die es selbstverständlich fanden zu helfen.
Als nächstes lernen wir die vierzehnjährige Wanda Verduin kennen. Briefe und Tagebücher zeigen, was die antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten für sie und ihre Familie bedeuteten. Wanda ist Mitglied des Niederländischen Bundes für Naturstudien und zieht mit ihren Freunden jedes Wochenende los. Dann wird sie gezwungen, nach Amsterdam zu ziehen: „Ich stelle mir immer wieder vor, dass da doch noch ein Frühjahr kommt, im nächsten Jahr, dann kann ich wohl nach draußen.“ Wanda stirbt im Alter von 18 Jahren in Auschwitz.
Die dritte Person, Nico Peeters, stammt aus dem Widerstand. Wir folgen seiner Wanderung durch die Konzentrationslager in den Niederlanden und Deutschland bis nach Dachau, wo er kurz vor der Befreiung dem Typhus erliegt.
Die vierte Person, Jules Schelvis, überlebt auf wundersame Weise. Es gelingt ihm, aus einem Ghetto in Polen heraus Familienmitglieder darüber zu informieren, dass er noch lebt – im Gegensatz zu seiner Frau und seinen Schwiegereltern, die im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurden.
Die Wanderausstellung „Warum schreibst Du mir nicht“ wurde 2015 von der Lotty Veffer Foundation realisiert. Mit Briefen und Postgarten aus Ghettos und Konzentrationslagern sowie Tagebuchfragmenten, Fotos und Filmen berichtet die Ausstellung über die Verfolgung von Juden, Roma und Sinti und Gegnern des nationalsozialistischen Regimes im Vorfeld und während des Zweiten Weltkriegs. Vor allem aber geht die Ausstellung auf die Frage ein, welche Bedeutung die Geschichten für die Gegenwart haben.
Die zweisprachige Version der Ausstellung kam in Kooperation mit dem Onderduik Museum Aalten, dem Zentrum für Niederlande-Studien in Münster und der Lotty Veffer Foundation zustande und wird mit finanzieller Unterstützung durch das Interreg-Programm, die Provincie Gelderland und den vfonds ermöglicht.
Der Startschuss erfolgt am 28. November 2017 im Zentrum für Niederlande-Studien.
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