In diesem Wahllokal legen die Erzähler aktuelle Dilemmas dar: Privates im Internet, fliehen, Freiheit von Meinungsäußerung, Kommunikation und Cybermobbing.

Natascha van Weezel ÜBER FREIHEIT VON MEINUNGSÄUSSERUNG:
“Er nannte mich Nazi und Terrorist”

„Ich bin jüdisch, aber kritisch der Regierung Israels gegenüber. Ich schreibe darüber manchmal Kolumnen und poste manchmal etwas. Ein Teil der jüdischen Gemeinschaft nennt mich Landsverräter. Jemand ging so weit, mich Nazi zu nennen und NSBer und Terrorist. Das tut natürlich weh. Ich denke nicht, dass er das im täglichen Leben sagen würde, wenn wir uns auf der Straße begegnen würden.“

• Im Internet und in den sozialen Medien muss alles gesagt werden können.

A) Ja, es besteht Freiheit von Meinungsäußerung: alles darf gesagt werden
B) Nein, beleidigende und Hass säende Bemerkungen müssen angegangen werden
C Nein, Provider müssen beleidigende und Hass säende Bemerkungen sofort entfernen

Feedback:
A) Du findest, Freiheit von Meinungsäußerung beinhaltet, dass alles gesagt werden darf. Freiheit von Meinungsäußerung gehört zu den universellen Menschenrechten, aber es gibt auch eine andere Seite. Man darf Menschen nicht schaden, diskriminieren oder in Gefahr bringen.
B) Du bist der Meinung, dass beleidigende und Hass säende Bemerkungen angegangen werden müssen. Das kannst du selber machen, indem du etwas postest. Oder indem du Anzeige erstattest. Dann wird der Richter abwägen zwischen den verschiedenen Rechten, wie die Freiheit von Meinungsäußerung, die Religionsfreiheit und das Recht auf Nichtdiskriminierung.
C) Du findest, dass Provider beleidigende und Hass säende Bemerkungen entfernen müssen. Aber, wer bestimmt, was Beleidigen und Hass Säen ist? Was du für eine Meinung hältst, hält jemand anderes vielleicht für eine Beleidigung. Willst du so eine Zensur?

Möchtest du mehr wissen: www.nohatespeechmovement.org >>

Ad van Liempt ÜBER KOMMUNIKATION:
“Vollständig isolieren, eine teuflische Erfindung”

„Nacht und Nebel ist eine teuflische Erfindung. Eine Straferschwernis für die Betroffenen und ihre Verwandten. Denn es wurde nicht bekannt gegeben, wo jemand saß. Damit war die gesamte Kommunikation aufgehoben worden. An die Strafe wurde also auch noch die totale Unsicherheit gekoppelt, die natürlich mindestens so schlimm war für die Heimfront, die nichts mehr hörte. Ich finde es eine teuflische Erfindung, dass man Gefangene vollständig isoliert und sie in einem schwarzen Loch verschwinden lässt.“

• Im Zweiten Weltkrieg ließen die Nazis Menschen vom Erdboden verschwinden. Auch jetzt sitzen unzählige Menschen in vollständiger Isolationshaft, weil sie ihre Rechte verteidigen.
Muss man etwas dagegen tun?

A) Nein, damit beschäftige ich mich nicht
B) Es ist gut, dass es Organisationen gibt, die sich dessen annehmen
C) Ja, da möchte ich selber auch etwas zu beitragen

Respons
A) Du hast anscheinend genügend zu tun. Aber stell dir vor, es würde dir passieren. Was für dich ein selbstverständliches Recht auf freie Meinungsäußerung ist, kann für jemand anderes bedeuten, dass er oder sie eingesperrt wird ohne einen ehrlichen Prozess.
B) Ja, die Organisationen gibt es, aber sie können nur etwas tun, wenn andere Menschen sie darin unterstützen, sich aktiv dafür einsetzen.
C) Du möchtest selber etwas tun. Und zum Glück kannst du das auch.

Gib einem Gefangenen Hoffnung, schreib einen Brief >>

Rauand Taleb ÜBER FLIEHEN:
“Jeder muss frei sein, zu gehen, wo er oder sie will”

• Europa muss alle Flüchtlinge zulassen

A) Nein, dann wird Europa überspült von Flüchtlingen
B) Nein, nur Flüchtlinge, die große Gefahr laufen, müssen in Europa zugelassen werden
C) Ja

Feedback
A) Du hast Angst, dass zu viele Flüchtlinge nach Europa kommen, wenn sich die Grenzen öffnen. Ist dem so? Kann Europa mit seinen hunderten Millionen Einwohnern nicht noch ein paar Millionen Flüchtlinge auffangen? Hätten die Niederlande vor dem Krieg nicht einige zehntausende jüdische Flüchtlinge mehr auffangen können?
B) Du findest, dass nur Flüchtlinge zugelassen werden sollen, die sonst Gefahr laufen. Das fanden die Niederlande und andere Länder vor dem Krieg auch. Drohende Einsperrung in einem Konzentrationslager reichte als Grund nicht aus. In den letzten Jahren sind Flüchtlinge zurückgeschickt worden, weil es in ihren Herkunftsländern angeblich sicher war. Aber war dem auch so?
C) Du findest, dass Europa keine Flüchtlinge abweisen soll. Müssen wir nicht etwas mehr machen und dafür sorgen, dass Flüchtlinge sicher nach Europa kommen können, damit sie nicht ertrinken oder in die Hände von Menschenschmugglern fallen?

Möchtest du mehr wissen:
Flüchtlinge 1933-1945 >>

Erst Menschen, dann Grenzen schützen! Amnesty International >>

Jules Schelvis und Karsu ÜBER PRIVATES [op internet]:
“Warum willst Du meine Telefonnummer wissen?”

Jules: „Ich bin nicht auf Facebook. Was jetzt geschieht, ist unglaublich. Sie wissen alles über dich.“
Karsu: „Er hat schrecklich recht. Gestern habe ich eine Reservierung in einem Restaurant gemacht. Ich habe all meine Daten ausgefüllt, sonst kommt man nicht durch. Und dann denke ich letztendlich: Warum willst Du wissen, wo ich wohne, was meine Telefonnummer ist und was mein Geschlecht? Das musst Du doch nicht alles wissen?“

Müssen strengere Gesetze her für Privates im Internet?
A) Das überlasse ich dem Staat
B) Nein, ich habe nichts zu verbergen
C) Ja, du weißt nicht, was alles mit deinen Daten geschieht

Feedback
A) Du denkst, dass der Staat die Privatsphäre im Internet gut regeln wird. Aber hat der Staat immer deine Belange im Sinn? Oder auch seine eigenen Interessen und die wirtschaftlichen Interessen von Firmen?
B) Hast du wirklich nichts zu verbergen? Lässt du deine(n) Geliebte(n), deinen Arbeitgeber oder Lehrer all deine SMS lesen?
C) Du gibst deine Privatsphäre nicht gerne aus Händen, aber was machst du, wenn du dadurch etwas nicht online bestellen kannst: eine Konzertkarte, eine Pizza, einen Kühlschrank?

Möchtest du mehr wissen: digitalcourage.de >>

Natascha van Weezel ÜBER CYBERMOBBING:
“Jemanden Fettkloß zu nennen in den sozialen Medien ist wunderbar ungefährlich”

„Cybermobbing ist mobbing über Internet. Teenager machen das eins zu eins, über Chatprogramme. Statt etwas im wahren Leben zu sagen, sagen sie es jetzt über ihren Rechner. Es ist viel ungefährlicher, jemanden Fettkloß zu nennen, ohne die Konfrontation körperlich einzugehen.“

Soll jemand, der beim Cybermobbing erwischt wird, immer bestraft werden?
A) Nein, denn Mobbing gehört nun mal dazu, auch Cybermobbing
B) Nein, Menschen müssen es verkraften, wenn sie ein wenig gemobbt werden
C) Ja, denn dann geschieht es in Zukunft weniger schnell

Feedback
A) Du glaubst, dass es immer Mobbing geben wird und dass man da wenig machen kann. Aber was, wenn es dir passiert, was würdest du dann wollen, dass geschieht?
B) Du denkst, das mit dem Cybermobbing wird schon werden. Aber manchmal geht es sehr weit: bedrohen, stalken, beleidigen, diskriminieren, sexting. Das kann Menschen ganz arg treffen.
C) Du bist der Meinung, dass Cybermobbing bestraft werden soll. Aber ist das immer die beste Lösung? Ist es nicht besser, mit den Tätern und Mitläufern darüber zu reden, damit sie erkennen, was sie verursachen?

Möchtest du mehr wissen:
klicksafe.de/cyber-mobbing >>
Leitfaden Cybermobbing für Eltern >>