Am 3. Mai 1942 werden die Gaskammern in Sobibor in Betrieb genommen. Die SS-Führung hält die Kapazität schon bald für ungenügend. Deshalb werden zwischen Juni und Oktober 1942 größere Gaskammern gebaut.
Es wurden mindestens 170.000 Juden nach Sobibor deportiert, davon 34.313 aus den Niederlanden, in neunzehn Transporten zwischen dem 2. März und dem 20. Juli 1943 von Westerbork aus. Sie werden am Tag der Ankunft vergast. Aus den Niederlanden wurden circa tausend Juden zum Arbeiten selektiert. Von ihnen überleben achtzehn.
Am 14. Oktober 1943 macht eine Gruppe von Häftlingen einen Aufstand. Zwölf SS-er und zwei ukrainische Wachmänner werden getötet. Circa 365 Juden gelingt die Flucht. Die meisten der Flüchtigen werden wieder aufgegriffen, aber 47 überleben den Krieg. Nach dem Aufstand wird das Lager dem Erdboden gleichgemacht. Dreihundert Juden aus Treblinka müssen alle Spuren auslöschen und werden anschließend getötet.
Diese Karte von Elly Herschel (Kollektion Herdenkingscentrum [Gedenkstätte] Westerbork) ist datiert am 23. Mai 1943. Als Absender ist die Adresse Arbeitslager Wlodawa erwähnt. Da die Nazis den Namen Sobibor geheim halten wollen, muss der nahe gelegene Ort Wlodawa als Adresse erwähnt werden, es ist aber das Synonym für das Vernichtungslager Sobibor. Die Juden, die im Vernichtungslager arbeiten müssen, werden gezwungen eine solche Karte zu schreiben. Das soll ganz klar täuschen.
Die Karte hat Vater Nathan und seine Frau nicht erreicht. Als der Brief ankam, waren sie schon auf Transport nach Sobibor. Über der Adresse steht ‘auf Transport’ geschrieben.
Meine liebe Eltern.
Ich bin hier in einem Arbeitslager, und arbeite in die Waschküche. Mir geht alles gut. Das Essen ist hier gut. Es gibt hier Holländer, Französen, Polen und Russen. Ich habe hier auch viele Freunden. Meine lieben Eltern schreib schnell zurück. Grüsze und Küsse, ihre Tochter Elly L. Herschel.
Grüsze für alle Freunden.
Karte von Elly Herschel an Cousin Hartog Heilbron, mit Poststempel 9.10.1943, aber schon Ende August geschrieben. Auch diese Karte verrät nicht, wie es ihr wirklich geht.
28-8-’43
Mein lieber Harry
Jetzt will ich etwas von mich hören lassen. Mir geht alles gut und hoffentlich bei dir dasselbe. Ich bin in einem Arbeitslager und im Augenblick arbeite ich in der Bügelstube. Das Essen ist gut. Harry schreib bitte so schnell wie möglich zurück denn ich sehne mich nach Antwort. Herzliche Grüsze und Küsze
dein Elly L. Herschel